Die Geschichte der Modellanlage „Eisenbahnhafen Bremen“

In den Jahren von 1960 bis 1965 haben die Mitglieder des Modell-Eisenbahn-Club Bremen
unter dem Vorsitz von Rolf Freybe eine H0-Eisenbahn Modellanlage erbaut, die den Eisenbahn-Betrieb
im Europahafen zeigte. Mit den Ausmaßen von 4 x 10 Metern war es damals vermutlich die größte Modell-Rangieranlage Europas. In rund 10.000 Arbeitsstunden wurden auf dieser Anlage bis ins kleinste Detail Hochbauten, u.a. Schuppen, Speicher, Hafenhochhaus und Industrie- sowie Lagerhausbauten einschließlich der Kräne naturgetreu nachgebaut. Das Untergestell der Anlage wurde im Bahnhof Bremen-Neustadt im Winter 1960/61 begonnen. Kurz danach stellte uns aber die Deutsche Bundesbahn im Betriebsgebäude des Güterbahnhofes am Hauptbahnhof angemessene Kellerräume zur Verfügung, die nach dem Aufbau auch als Clubräume des MEC Bremen e.V. dienten. Die Auftraggeber dieser Demon­strationsanlage waren der Senator für Häfen, Schifffahrt und Verkehr, die Lagerhaus-Gesell­schaft und die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung. Bremen war bestrebt, seinen Charakter als Eisen­bahnhafen herauszustellen und auf die Vorteile hinzuweisen, die wegen der engen Verbindung zwischen Schiene und Seeschiff gegeben waren.

Transport der Anlage nach München

Im Juni 1965 wurde die Anlage sorgfältig auseinander genommen und in 52 eigens dafür gefertigten Kisten verpackt. Eine Etage höher hatte die Bundesbahn 2 Waggons dafür bereitgestellt. War bis zu diesem Zeitpunkt alles planmäßig verlaufen, erlitten wir in München einen Schock. 6 Tage waren für den Aufbau vorgesehen, alles in einem Aufbauplan vorgeplant, nur die beiden Waggons waren nicht auf dem Ausstellungsgelände. Ein halber Tag ging verloren, bis wir sie in München-Pasing auf einem Abstellgleis gefun­den hatten. Um sie entladen zu können, mussten wir die Waggons mit eigenen Kräften ein paar hundert Meter verschieben, um an eine Rampe zugelangen. Danach konnten wir „von Hand“ die Kisten auf einen LKW verfrachten und zum Ausstellungsgelände fahren. Zwei Tage waren ausgefüllt mit dieser „Schwerstarbeit“. Statt der 6 Tage wurde nun in 4 Tagen von 8 bis 24 Uhr aufgebaut. In der letzten Nacht sogar bis 3 Uhr früh. Im grellen Licht der Strahler und bei Temperaturen von bis zu 35 Grad fügten wir alles wieder zusammen, wofür wir zuvor 5 Jahre benötigt hatten. Am 26. Juni 1965 war die Eröffnung der IVA 1965. Der damalige Bundespräsident Lübke kam als Erster mit einem großem Gefolge an unsere Anlage und stellte nur eine Frage: „Wo liegt die Bremen?“ !!! (Er wurde dann von seiner Begleitung vertraulich informiert). Danach folgten dann täglich 10-15 Tausend Besucher. Zwischen den Abläufen auf der Anlage lief auf einer Leinwand über dem Modell der fabelhafte Hafenfilm aus Bremen „Anatomie eines Hafens“ des Regisseurs Horst Kaskeline. Die Anlage war ständig von zwei Mitgliedern des MEC Bremen besetzt. Alle 14 Tage wurde gewechselt, bis zum 3. Oktober 1965.

Anlagenbeschreibung

In den mit Wasser gefüllten Hafenbecken lagen neun große Übersee­frachter. Auf den Kajen, dem Bahnhof Zollausschluß, dem Weserbahn­hof waren 250 m Gleise verlegt. Neun Lokomotiven rangierten 250 Eisenbahnwaggons und 450 Autos belebten die Straßen, die schon in der Form der künftigen Planung angelegt waren. Ein vollautomatischer Betrieb veranschaulichte die wichtigsten Phasen des Eisenbahnverkehrs im Hafengebiet. Aus einer verdeckten Ringstrecke, deren sichtbarer Teil die Haupt­strecke Bremen Hbf. - Oldenburg darstellte, rollten Güterzüge aus Seelze, dem Ruhrgebiet, VW-Transportzüge aus Wolfsburg in den aus 19 Gleisen bestehenden Bahnhof „Zollausschluß“, gezogen von den bewährten Dampflok-Typen, Die ankommenden Züge wurden im ablaufenden Programm durch Rangierloks (V60) aus­einander gezogen und entsprechend der Ladungen auf die Kai-Gleise bzw. zu den Schuppen in Übersee- und Europahafen oder zum Weser­bahnhof rangiert. Nach Be- bzw. Entladung erfolgte wieder ein Abzug der Waggons. Die über den Ablaufberg zusammengestellten Güterzüge verließen danach in Richtung Hinterland wieder das Hafengebiet. Doch nicht nur die Güterzüge bewegten sich. Die in mühsamer Handarbeit gefertigten Hafenkräne waren alle samt angetrieben und bewegten sich ebenso im Takt der Be- und Entladung am Hafenkai. Ja sogar die Schiffe wurden voll automatisch verholt, legten also vom Kai ab, fuhren ein Stück um dann wieder anzulegen.

Verbleib der Anlage

Der Abbau der Anlage am Ende der Ausstellung war nicht ganz so dramatisch wie der Aufbau. Nach der Rückkehr in Bremen hatten die Mitglieder eine solche Routine im Anlagentransport, dass die Anlage zunächst im Überseemuseum gelagert wurde, danach in das Hafenhochhaus gebracht wurde, wo die Anlage aufgebaut und wieder fahrtüchtig, hergerrichtet wurde, ein drittes Mal wurde Sie dann in die Neustädter Häfen gebracht, wo sie dann auch lange Zeit vergessen war. Wir waren traurig, dass so ein Modell nicht an geeigneter Stelle aufgestellt werden konnte. Doch dann wurde bekannt, dass das Schifffahrtsmuseum in Brake sich für diese Anlage interessiert hat und sie im Dach­geschoß des Bürgerhauses an der Breiten Straße aufgestellt hat, wo sie für jeden Besucher zugänglich war. Ende der 1990er Jahre wurde die Anlage von einigen ehemaligen Mitgliedern des MEC Bremen e.V. vom Schifffahrtsmuseum Brake zurückerworben.

 

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